»Nach Johannes«, 8. Kapitel
1 - 11 […] (S. Hinweise unten)
12 Da sprach Jesus wieder zu ihnen, und sagte: »Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird keineswegs in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.«
Da sprachen die Pharisäer zu ihm: »Du bringst dich selbst betreffend Zeugnis vor; dein Zeugnis ist nicht wahr!«
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: »Auch wenn ich ein Zeugnis mich selbst betreffend vorbringe, ist mein Zeugnis wahr, denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisst nicht, woher ich komme, oder wohin ich gehen werde. Ihr richtet nach dem Fleisch; ich richte keinen. Und wenn ich dennoch richte, ist mein Gericht wahr; da ich nicht allein bin, sondern ich mit dem mich gesandt habenden Vater. Es steht aber auch in eurem Gesetz geschrieben, dass das Zeugnis zweier Menschen gültig ist. Ich bin es, der von sich selbst zeugt, und es gibt Zeugnis über mich der mich gesandt habende Vater.«
Da sprachen sie zu ihm:»Wo ist dein Vater?«
Jesus antwortete: »Weder kennt ihr mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr auch meinen Vater kennen.«
Diese Worte sprach er bei der Schatzkammer, lehrend im Tempel; und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
21 Dann sprach Jesus wiederum zu ihnen: »Ich gehe fort, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde werdet ihr sterben – wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen!«
Da sagten die Juden: »Will er sich etwa selbst töten, dass er spricht: Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen?
Und er sagte zu ihnen: Ihr seid von unten, ich bin von oben. Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. Darum habe ich euch gesagt, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich bin, werdet ihr sterben in euren Sünden.«
Darauf sagten sie zu ihm: »Wer bist du?«
Jesus sprach zu ihnen: »Zuallererst, was ich eben zu euch spreche! Vieles habe ich über euch zu sagen, und zu richten; doch der mich gesandt habende ist wahrhaftig; und was ich von ihm gehört habe, das spreche ich zu der Welt.«
Sie verstanden aber nicht, dass er vom Vater zu ihnen redete.
Darum sprach Jesus: »Wenn ihr des Menschen Sohn erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich bin; und von mir selbst tue ich nichts, sondern wie mich der Vater gelehrt hat, das rede ich. Und der mich gesandt Habende ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, denn das ihm Wohlgefällige tue ich allezeit.«
Als er solches redete, glaubten viele an ihn.
31 Da sprach Jesus zu den Juden, die an ihn gläubig geworden waren: »Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.«
Sie antworteten ihm: »Saat von Abraham sind wir, und sind niemals jemandes Knechte gewesen; wie sprichst du: Ihr werdet frei sein?«
Jesus antwortete ihnen: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass jeder, der die Sünde tut, ein Sklave der Sünde ist. Doch der Sklave verbleibt nicht für immer im Haus; der Sohn verbleibt für immer. Wird euch nun der Sohn frei machen, so werdet ihr wirklich frei sein. Ich weiß, dass ihr Same Abrahams seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet keinen Raum in euch. Was ich bei meinem Vater gesehen habe, rede ich; so auch ihr, was ihr von eurem Vater gehört habt, tut ihr.«
Sie antworteten und sprachen zu ihm: »Unser Vater ist Abraham!«
Jesus spricht zu ihnen: »Wenn ihr Kinder Abrahams wäret, würdet ihr die Werke Abrahams tun – nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, welche ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters.«
41b Da sprachen sie zu ihm: »Wir wurden nicht in Unzucht gezeugt; wir haben einen Vater, Gott!«
Da sagte Jesus zu ihnen: »Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen – nicht von mir selbst aus bin ich gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt!
44 Ihr seid von dem Vater, dem Verleumder*, und die Begierden eures Vaters begehrt ihr zu tun. Er war ein Menschenmörder von Anfang an und in der Wahrheit hat er nicht gestanden, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Betrüger und der Vater davon. Ich nun – weil ich die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. Wer unter euch kann mich, Sündhaftigkeit betreffend, überführen? Wenn ich die Wahrheit rede, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes – darum hört ihr nicht, weil ihr nicht von Gott seid.«
48 Die Juden antworteten,und sagten zu ihm: »Sagen wir nicht zu Recht, dass du ein Samariter bist und einen Dämon hast?«
Jesus antwortete: »Ich habe keinen Dämon, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr entehrt mich. Ich jedoch suche nicht meine Ehre; da ist jemand, suchend und richtend.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn jemand mein Wort bewahrt, wird er den Tod nie und nimmer sehen, bis in Ewigkeit!«
Da sprachen die Juden zu ihm: »Jetzt haben wir begriffen, dass du einen Dämon hast. Abraham starb, wie die Propheten, und du sagst: ›Wenn jemand mein Wort bewahrt, so wird er den Tod nie und nimmer schmecken, bis in Ewigkeit.‹ Wärest du dann nicht größer als unser Vater Abraham, der nunmal gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben! Wen machst du aus dir selbst?!«
54 Jesus antwortete: »Wenn ich mich selber rühme, ist mein Ruhm nichtig; es ist mein Vater, der mich ehrt, von dem ihr sagt, er sei unser Gott. Und ihr habt ihn nicht erkannt; ich dagegen kenne ihn. Und wenn ich behauptete, ihn nicht zu kennen, wäre ich wie ihr; ein Lügner. Aber ich kenne ihn und bewahre sein Wort. Abraham, euer Vater, jubelte darüber, dass er meinen Tag sehen sollte. Und er sah und jubelte.«
Deswegen sagten die Juden zu ihm: »Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?«
Jesus sprach zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehe Abraham war, bin ich!« Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich, und ging aus dem Tempel heraus.
*) Im Griech. steht hier διαβόλου (translit.: diabólou), was üblicherweise mit 'Teufel' übersetzt wird. Das zugrundeliegende substantivierte Verb bedeutet jedoch „verleumden“, und regt besser dazu an, die Tätigkeit des Bösen zu identifizieren.
Die Schrift "Charaktere" von Theophrast (Reclam-Verlag z.B.), Schüler des Aristoteles, enthält einen ausführlichen Abschnitt über den Verleumder und dessen Methodik, falsches Zeugnis gegen seine Mitmenschen zu geben.
Zu den nicht in diese Lesungen aufgenommenen Versen 7, 53 - 8, 11:
a) Die Verse 7, 53 bis 8, 11 gehören lt. Nestle-Aland „mit Sicherheit nicht zum ursprünglichen Textbestand“, so im Vorwort zu Die Heilige Schrift, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen 2005. Es gibt allerdings auch Ausgaben ohne diesen Hinweis. Viele meinen, Gott bewahre sein Wort ganz automatisch – das jedoch widerspricht der Warnung am Ende der ›Offenbarung Johannes‹.
b) „The earliest and most reliable manuscripts and other ancient witnesses do not have John 7:53 - 8:11“, Note im Text der Holy Bible, International Bible Society, East Brunswick, New Jersey 1978.
c) „Selbst bei den griechischen Kirchenvätern ist die Perikope nicht als neutestamentlicher Text bekannt.“, so im Vorwort zur Elberfelder Bibel, Textkritische Ausgabe, SCM-Verlag, Witten 2017.
d) In dem Buch Sprache lieben - Gottes Wort verstehen von Walter Hilbrands (Hrsg.) gibt es einen umfassenden Aufsatz zu diesem Thema: "Die Perikope von der Ehebrecherin (Joh 7,53-8,11): Ihr Weg ins Johannesevangelium", S. 231 - 271, Brunnen Verlag, Gießen 2011.
e) https://de.wikipedia.org/
• Eine glaubwürdige Geschichte über Jesus und eine ihn liebende Sünderin findet sich im Evangelium ›Nach Lukas‹ 7, 36 - 50.
• Über Jesus und eine von ihm begeisterte Frau, die mehrere Männer gehabt hatte, bei ›Nach Johannes‹ 4, 7 - 42 (in diesen Lesungen).
Texterstellung
• Textbasis: Schlachter 1951; mit Dank entnommen dem Xiphos / Sword -Projekt.
• Aufgearbeitet mittels Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch, Holzgerlingen 2003, Konkordantes Neues Testament, Pforzheim 1995, Berean Interlinear Bible (draft-Xiphos), Pittsburgh 2016, Münchener Neues Testament (graecisierende ÜS), 7. Aufl. Düsseldorf 2004, Elberfelder Bibel, NT, Textkritische Ausgabe, Textstand 30, Witten 2017 sowie Griechisch-deutsches Wörterbuch zum Neuen Testament, Göttingen 2000 und Strong's Greek Bible Dictionary, 1890 (Sword module version 1.2).