Offenbarung, Kap. 6
Um 95 n. Chr.
1 Nun sah ich, wie das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier Lebewesen wie mit Donnerstimme rufen: »Komm!«
2 Als ich nun hinsah, erblickte ich ein weißes Ross, und der auf ihm sitzende (Reiter) hatte einen Bogen; es wurde ihm ein (Sieges-) Kranz gereicht, und er zog dann aus von Sieg zu Sieg.
3 Als (das Lamm) hierauf das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen rufen: »Komm!«
4 Da kam ein anderes Ross, ein feuerrotes, zum Vorschein; und dem auf ihm sitzenden (Reiter) wurde (die Macht) verliehen, den Frieden von der Erde wegzunehmen und (die Menschen dahin zu bringen), dass sie einander niedermetzelten; und es wurde ihm ein großes Schwert gereicht.
5 Als (das Lamm) dann das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen rufen: »Komm!« Da erschien vor meinen Augen ein schwarzes Ross, dessen Reiter eine Waage in der Hand hielt;
6 und ich hörte, wie eine Stimme mitten unter den vier Lebewesen sagte: »Ein Speisemaß Weizen für einen Denar und drei Speisemaß Gerste für einen Denar! Doch dem Öl und dem Wein darfst du keinen Schaden zufügen!«
7 Als (das Lamm) dann das vierte Siegel öffnete, hörte ich das vierte Lebewesen laut rufen: »Komm!«
8 Da sah ich hin und erblickte ein fahles Ross, und der auf ihm sitzende (Reiter), der hieß ›der Tod‹, und das Totenreich bildete sein Gefolge; und es wurde ihnen die Macht über den vierten Teil der Erde gegeben, die (Menschen) durch das Schwert und Hunger, durch Pest und durch die wilden Tiere der Erde zu Tode zu bringen.
9 Als (das Lamm) dann das fünfte Siegel öffnete, sah ich unten am Brandopferaltar die Seelen derer, die hingemordet waren wegen des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie besaßen.
10 Sie riefen mit lauter Stimme: »Wie lange, o heiliger und wahrhaftiger Herr, verziehst du noch mit dem Gericht und rächst unser Blut nicht an den Bewohnern der Erde?«
11 Da wurde einem jeden von ihnen ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, sie möchten sich noch eine kurze Zeit gedulden, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollzählig wären, die ebenso wie sie den Tod erleiden müssten.
12 Weiter sah ich: als (das Lamm) das sechste Siegel öffnete, da entstand ein gewaltiges Erdbeben; und die Sonne wurde schwarz wie ein härenes Sackkleid, und der Mond wurde wie Blut;
13 die Sterne des Himmels fielen auf die Erde1, wie ein Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn ein Sturmwind ihn schüttelt;
14 der Himmel verschwand wie eine Buchrolle, die man zusammenrollt, und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle weggerückt.
15 Und die Könige der Erde, die Würdenträger und obersten Heerführer, die Reichen und Mächtigen, alle Sklaven und Freien verbargen sich in den Höhlen und zwischen den Felsen der Gebirge
16 und riefen den Bergen und Felsen zu: »Fallet auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht des auf dem Throne Sitzenden und vor dem Zorn des Lammes!
17 Denn gekommen ist der große Tag ihres Zorngerichts: wer vermag da zu bestehen?!«
1) »… die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, …«
Dazu zunächst ein Auszug des Kommentars von Fritz Grünzweig in der 'Edition C' des Hänssler-Verlags, ©1996 u. 2007, Holzgerlingen:
„Sterne“ sind in der prophetischen Bildsprache Engel, dann aber auch führende Menschen und ebenfalls feste, richtungweisende menschliche Ordnungen, die „Positionslichter“, die gesetzt sind [Grünzweig nennt dazu eine Reihe bibl. Stellen]. Auch hier ist in unsern Tagen vieles ins Wanken gekommen: Menschliche Werte wie Treue, Reinheit, Wahrheit, Ehe, Familie. (…)
[Ende des Auszuges.]
Dies ist eine immaterielle Betrachtungsweise, der ich nicht entgegen bin. Die Beschreibung des Endes der Erde im Zweiten Brief des Petrus, Kap. 3, Verse 10-12, weist jedoch auf ein auch physisches Ende unseres Planeten hin:
„10 Kommen aber wird der Tag des Herrn wie ein Dieb; an ihm werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber in der Flammenglut sich auflösen, und die Erde wird mit allen Menschenwerken, die auf ihr sind, in Feuer aufgehen. 11 Da nun dies alles sich so auflöst, wie muß es da bei euch mit den Erweisen von heiligem Wandel und Gottseligkeit bestellt sein, 12 indem ihr auf die Ankunft des Tages Gottes wartet und euch darauf rüstet, um dessen willen die Himmel im Feuer zergehen werden und die Elemente in der Flammenglut zerschmelzen!“ (2Petr 3, 10-12 nach H. Menge)
Und wenn die Sterne auf die Erde fallen – wie lange fallen sie? Mit heutigen Methoden könnte so etwas über Wochen oder Monate beobachtet werden; vor dem Zusammenprallen.
Zeit genug, in Höhlen und zwischen Bergen Schutz zu suchen, und in bangem Erwarten ein großes Geschrei anzuheben.
Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Wohl dem, dessen Sünde auf Golgatha getilgt wurde, und dessen Seele gerettet ist.
Verwendete Bibel: Nach der Übersetzung von D. Dr. Hermann Menge.
Die vorliegende elektronische Ausgabe gibt die letzte von Menge bearbeitete Textfassung von 1939 inklusive der Apokryphen wieder. Entnommen dem Xiphos / Sword -Projekt.
Link zu 'Xiphos' (= Schwert; gemeint das des Geistes): xiphos.org
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