Aus dem Evangelium »Nach Lukas« 23, 39-56
39 Einer aber von den Verbrechern, die da gehenkt waren, schmähte ihn mit den Worten: »Du willst Christus (oder: der Messias) sein? So hilf dir doch selbst und uns!«
40 Da antwortete ihm der andere mit lautem Vorwurf: »Hast du denn nicht einmal Furcht vor Gott, da dich doch derselbe Urteilsspruch (= die gleiche Strafe) getroffen hat?
41 Und zwar uns beide mit Recht, denn wir empfangen den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan!«
42 Dann fuhr er fort: »Jesus, denke an mich, wenn du in deine Königsherrschaft (oder: mit deinem Reiche) kommst!«
43 Da sagte Jesus zu ihm: »Wahrlich ich sage dir: Heute (noch) wirst du mit mir im Paradiese sein!«
44 Es war nunmehr um die sechste Stunde (d.h. die Mittagszeit): da kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45 indem die Sonne ihren Schein verlor; und der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei.
46 Da rief Jesus mit lauter Stimme die Worte aus: »Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!« (Ps. 31, 6)1, und nach diesen Worten verschied er.
47 Als nun der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte: »Dieser Mann ist wirklich ein Gerechter gewesen!«
48 Und die ganze Volksmenge, die zu diesem Schauspiel zusammengekommen war und alles sah, was sich zugetragen hatte, schlug sich an die Brust und kehrte heim.
49 Alle seine Bekannten aber standen von ferne (Ps. 38, 12)2, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren und dies alles mit ansahen.
50 Und siehe, ein Mann namens Joseph, der ein Mitglied des Hohen Rates war, ein guter und gerechter Mann – 51 er war mit ihrem Beschluß und ihrer Handlungsweise nicht einverstanden gewesen – aus der jüdischen Stadt Arimathäa, der auf das Reich Gottes wartete: 52 dieser ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu.
53 Dann nahm er ihn (vom Kreuz) herab, wickelte ihn in feine Leinwand und legte ihn in ein Grab, das in den Felsen gehauen und in welchem bisher noch niemand beigesetzt worden war. 54 Es war aber der Rüsttag (= Freitag), und der Sabbat wollte anbrechen.
55 Die Frauen aber, die ihn aus Galiläa begleitet hatten, waren mitgegangen und hatten sich das Grab und die Beisetzung seines Leichnams angesehen. 56 Nachdem sie hierauf (in die Stadt) zurückgekehrt waren, besorgten sie wohlriechende Stoffe und Salben und brachten dann den Sabbat nach der Vorschrift des Gesetzes in der Stille zu.
1) Psalm 31, 6
In deine Hand befehl’ ich meinen Geist: du wirst mich erlösen, o HERR, du treuer Gott.
2) Psalm 38, 12
Meine Freunde und Genossen stehn abseits von meinem Elend, und meine nächsten Verwandten halten sich fern.
Anm.: Die Psalmen gelten als ca. 1000 v. Chr. aufgeschrieben.
»Die Bibel nach der Übersetzung von Hermann Menge. Die vorliegende elektronische Ausgabe gibt die letzte von Menge bearbeitete Textfassung von 1939 inklusive der Apokryphen wieder.«
Diese Texte sind mit Dank entnommen dem Xiphos/Sword -Projekt. Distribution licence: Public Domain.