Der Prediger, Kap. 2, 1-12
Ca. 950 v. Chr.
1 Da dachte ich bei mir in meinem Herzen: »Wohlan denn, ich will es einmal mit der Freude und dem Lebensgenuss versuchen!« Aber siehe, auch das war nichtig. 2 Vom Lachen musste ich sagen: »Unsinn ist das!« und von der Freude: »Wozu soll die dienen?«
3 Ich fasste den Entschluss, meinem Leibe mit Wein gütlich zu tun – allerdings so, dass mein Verstand die Leitung mit Besonnenheit behielte – und mich an die Torheit zu halten, bis ich sähe, was für die Menschenkinder das Beste sei, dass sie es täten unter dem Himmel während der ganzen (oder: kurzbemessenen) Dauer ihres Lebens.
4 Ich unternahm große Werke: ich baute mir Häuser, pflanzte mir Weinberge, 5 legte mir Gärten und Parke an und pflanzte darin Fruchtbäume jeder Art; 6 ich legte mir Wasserteiche an, um aus ihnen den Wald (oder: Hain) mit seinem üppigen Baumwuchs zu bewässern; 7 ich kaufte Knechte und Mägde, hatte auch Gesinde, das in meinem Hause geboren war, und besaß auch große Herden von Rindern und Kleinvieh, größere als irgend jemand vor mir sie in Jerusalem besessen hatte.
8 Ich häufte mir auch Silber und Gold an, die Schätze von Königen und Ländern, schaffte mir Sänger und Sängerinnen an und, was die Hauptlust der Menschen ist: Frauen über Frauen.
9 So stand ich groß da und tat es allen zuvor, die vor mir in Jerusalem gelebt hatten; dabei war mir auch meine Weisheit verblieben.
10 Nichts von allem, wonach meine Augen Verlangen trugen, versagte ich ihnen, keinen Wunsch ließ ich meinem Herzen unerfüllt; denn mein Herz sollte Freude haben von all meinem Schaffen, und das sollte mir der Lohn für alle meine Mühe sein.
11 Doch als ich nun alle Werke prüfend betrachtete, die meine Hände geschaffen, und die Mühe erwog, die ich auf ihre Ausführung verwandt hatte: ach, da war das alles nichtig und ein Haschen nach Wind, und es kommt nirgends ein Gewinn heraus unter der Sonne.
12b Denn was wird der Mensch tun, der nach mir, dem Könige, kommen wird? Dasselbe, was man immer schon getan hat. 12a Hierauf wandte ich mich dazu, den Wert der Weisheit neben der Torheit und dem Unverstand festzustellen.
»Die Bibel nach der Übersetzung von Hermann Menge. Die vorliegende elektronische Ausgabe gibt die letzte von Menge bearbeitete Textfassung von 1939 inklusive der Apokryphen wieder.«
Diese Texte sind mit Dank entnommen dem Xiphos/Sword -Projekt.
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