Prediger 2, 13-26

Lesung aus dem Buch Kohelet

Der Prediger, Kap. 2, 13-26

Ca. 950 v. Chr.

13 Da sah ich denn ein, dass die Weis­heit einen Vor­zug vor der Tor­heit hat, wie das Licht einen Vor­zug vor der Fins­ter­nis be­sitzt; 14 der Weise hat ja Augen im Kopf, wäh­rend der Tor im Fins­tern wan­delt. Zu­gleich er­kann­te ich aber auch, dass das glei­che Ge­schick alle (beide) trifft.

15 Da dach­te ich bei mir in mei­nem Her­zen: »Wenn mich das­sel­be Ge­schick trifft wie den Toren, wozu bin ich dann so be­son­ders weise ge­we­sen?« So muss­te ich mir denn sagen, dass auch dies nich­tig sei. 16 Denn der Weise hin­ter­lässt eben­so­we­nig wie der Tor ein ewi­ges Ge­den­ken, weil ja in den künf­ti­gen Tagen alles längst ver­ges­sen sein wird; ach ja, wie stirbt doch der Weise samt dem Toren dahin!

17 So wurde mir denn das Leben ver­hasst (oder: ver­lei­det), denn mir miss­fiel alles Tun, das unter der Sonne statt­fin­det; alles ist ja nich­tig und ein Ha­schen nach Wind! 18 Da wurde mir alles Be­mü­hen, das ich bis dahin unter der Sonne auf­ge­wandt hatte, ver­lei­det, weil ich ja das durch meine Mühe Ge­schaf­fe­ne einem (an­dern) über­las­sen muss, der mein Nach­fol­ger sein wird; 19 und wer kann wis­sen, ob der weise sein wird oder ein Tor?

Und doch wird er schal­ten und wal­ten über alle meine Mühe, über das, was ich durch meine Weis­heit unter der Sonne zu­stan­de ge­bracht habe. Auch das ist nichtig.

20 So kam es denn mit mir dahin, dass ich mich der Ver­zweif­lung über­ließ wegen all der Mühe, die ich unter der Sonne auf­ge­wandt hatte. 21 Denn es kommt vor, dass ein Mensch sich mit Weis­heit, Ein­sicht und Tüch­tig­keit ab­ge­müht hat und dann den Er­trag sei­ner Ar­beit einem (an­dern) über­las­sen muss, der sich gar nicht darum ge­müht hat. Auch das ist nich­tig und ein gro­ßer Übel­stand.

22 Denn wel­chen Nut­zen hat der Mensch von all seiner Mühe und von dem Stre­ben sei­nes Geis­tes, womit er sich unter der Sonne ab­müht, 23 wenn alle seine Tage leid­voll sind und Wi­der­wär­tig­keit sein gan­zes Schaf­fen und nicht ein­mal bei Nacht sein Geist Ruhe fin­det? Auch das ist nichtig.

24 So gibt es denn für den Men­schen nichts Bes­se­res, als dass er isst und trinkt und sein Herz bei sei­ner Müh­sal guter Dinge sein lässt. Frei­lich habe ich er­kannt, dass auch dies von der Hand Got­tes ab­hängt; 25 denn wer kann essen und wer ge­nie­ßen ohne sein Zutun?

26 Denn einem Men­schen, der ihm wohl­ge­fällt, gibt Gott Weis­heit, Ein­sicht und Freu­de (oder: Ge­nuss), dem Sün­der aber gibt er das lei­di­ge Ge­schäft, zu sam­meln und zu­sam­men­zu­schar­ren, um es her­nach dem zu über­las­sen, der Gott wohl­ge­fäl­lig ist. Auch das ist nich­tig und ein Ha­schen nach Wind.


»Die Bibel nach der Über­set­zung von Her­mann Menge. Die vor­lie­gen­de elek­tro­ni­sche Aus­ga­be gibt die letz­te von Menge be­ar­bei­te­te Text­fas­sung von 1939 in­klu­si­ve der Apo­kry­phen wieder.«
Diese Texte sind mit Dank ent­nom­men dem Xi­phos/Sword -Pro­jekt.
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