„Das wir ein­ander lieben sollen“

2. Joh 5c

Lesung des 2. Briefes des Jüngers Johannes

2. Johannes

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Um 95 n. Chr.

Ich, der Alte, sende mei­nen Gruß der aus­er­wähl­ten Her­rin1 und ihren Kin­dern, die ich auf­rich­tig lieb habe – und nicht ich al­lein, son­dern alle, wel­che die Wahr­heit er­kannt haben –

um der Wahr­heit wil­len, die dau­ernd in uns wohnt und in un­se­r­er Mitte sein wird in Ewig­keit.

Gnade, Barm­her­zig­keit und Frie­de wer­den mit uns sein von Gott dem Vater und von Jesus Chris­tus, dem Sohne des Va­ters, in Wahr­heit und Liebe.

Es ist mir eine große Freu­de ge­we­sen, dass ich unter dei­nen Kin­dern sol­che ge­fun­den habe, die in der Wahr­heit wan­deln dem Gebot ent­spre­chend, das wir vom Vater emp­fan­gen haben.

Und jetzt wende ich mich an dich, Her­rin, mit einer Bitte – nicht als ob ich dir ein neues Gebot schrie­be, son­dern nur das, wel­ches wir von An­fang an ge­habt haben –: dass wir ein­an­der lie­ben sollen.

Und darin be­steht die Liebe, dass wir nach sei­nen Ge­bo­ten wan­deln. Dies ist das Gebot, wie ihr es von An­fang an ge­hört habt, dass ihr darin wan­deln sollt.

Denn viele Irr­leh­rer sind in die Welt aus­ge­zo­gen, die Jesus Chris­tus nicht als den im Fleisch er­schei­nen­den2 be­ken­nen: darin zeigt sich der Irr­leh­rer und der Wi­der­christ.

Gebt acht auf euch selbst, dass ihr nicht das ver­liert, was ihr durch eure Arbeit be­reits er­reicht habt, son­dern vol­len Lohn emp­fangt.

Jeder, der da­r­ü­ber hi­n­aus­geht und nicht in der Lehre Chris­ti ver­bleibt, der hat Gott nicht; wer in der Lehre ver­bleibt, der hat so­wohl den Vater als auch den Sohn.

10 Wenn je­mand zu euch kommt und diese Lehre nicht mit­bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus und bie­tet ihm auch kei­nen Gruß!

11 Denn wer ihn be­grüßt, macht sich an sei­nem bösen Tun mit­schuldig.

12 Ich hätte euch noch vie­les zu schrei­ben, mag es aber nicht mit Pa­pier und Tinte tun; viel­mehr hoffe ich, zu euch zu kom­men und mich münd­lich aus­zu­spre­chen, damit un­se­re Freu­de voll­kom­men sei.

13 Es grü­ßen dich die Kin­der dei­ner Schwes­ter1, der Aus­er­wählten.

 


1) Mit 'Her­rin' bzw. 'Schwes­ter' ist mut­maß­lich die an­ge­schrie­be­ne Ver­samm­lung als Gan­zes ge­meint, ent­spre­chend der Sicht­wei­se auf »die hei­li­ge Stadt Je­ru­sa­lem« in dem Buch »Of­fen­ba­rung Jo­han­nes« 21, 9.10 als der »Braut des Lammes«.

Auch gram­ma­ti­ka­lisch ge­se­hen ist 'die Ge­mein­de' eine weib­li­che Kör­per­schaft, und steht von daher – trotz der Anrede 'Herrin' – nicht ab­so­lut über den ein­zel­nen Ge­mein­de­glie­dern, die dem Herrn, dem Chris­tus Got­tes, un­ter­stellt sind bzw. in ge­wis­sem Um­fang lo­ya­len Äl­testen.

Gemein­den nei­gen lei­der dazu, sich aus (eher weib­li­chen) Har­mo­nie- und Mo­de­be­dürf­nis­sen he­r­aus auf kol­lek­ti­ve Wi­der­stän­de gegen be­stimm­te, un­ge­lieb­te Wil­lens-Äu­ße­run­gen Got­tes zu ei­nigen. Doch sie ent­schei­den nicht über den Lohn …

2) … Jesus Chris­tus nicht als den im Fleisch er­schei­nen­den …
Die El­ber­fel­der Bibel 2006 von Brock­haus hat statt­des­sen »im Fleisch ge­kom­men«, also un­miß­ver­ständ­lich eine Ver­gan­gen­heits-Form.

In deren text­kri­ti­scher Aus­ga­be von 2017 wird je­doch in einer Fuß­no­te dazu er­läu­tert: »eig. den im Fleisch kom­men­den Jesus Christus«.

In wie­der­ge­bo­ren­en Chris­ten ist ja tat­säch­lich der Hei­li­ge Geist ak­tu­ell wohn­haft; somit Jesus Chris­tus durch sie in ge­wis­ser Weise prä­sent.
Verein­facht: Heili­ger Geist + Mensch = Jesus Chris­tus, ent­spre­chend der Zeu­gung des Soh­nes Got­tes in Maria, die »vom Hei­li­gen Geist über­schat­tet« wor­den war.


Verwen­de­te Bibel: Nach der Über­set­zung von Her­mann Menge.
Die vor­lie­gen­de elek­tro­ni­sche Aus­ga­be gibt die letz­te von Menge be­ar­bei­te­te Text­fas­sung von 1939 in­klu­si­ve der Apo­kry­phen wieder. Ent­nom­men dem Xiphos / Sword -Projekt.

Link zu 'Xiphos' (= Schwert; ge­meint das des Geistes): xiphos.org

Link zu 'Sword': crosswire.org

 

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