Prediger 4, 1-12

Lesung aus dem Buch Kohelet

Der Prediger, Kap. 4, 1-12

Ca. 950 v. Chr.

Und wiede­r­um be­trach­te­te ich alle Be­drü­ckun­gen, die unter der Sonne ver­übt wer­den; ich sah da die Trä­nen der Be­drück­ten, die kei­nen Trös­ter hat­ten und von sei­ten ihrer Be­drü­cker Ge­walt­tat (oder: Miss­hand­lung) er­lit­ten, ohne dass je­mand Trost für sie hatte.

Da pries ich die Toten, die längst ge­stor­ben sind, glück­li­cher als die Le­ben­den, die jetzt noch am Leben sind; aber glück­li­cher als beide pries ich den, der noch nicht ins Da­sein ge­tre­ten ist und des­halb das böse Trei­ben noch nicht ge­se­hen hat, das unter der Sonne statt­findet.


Weiter habe ich ein­ge­se­hen, dass alle Mühe und aller Er­folg, den man bei sei­ner Tä­tig­keit hat, nur eine Folge der Ei­fer­sucht (oder: des Nei­des) des einen gegen den an­dern ist. Auch das ist nich­tig und ein Ha­schen nach Wind. Der Tor da­ge­gen legt die Hände in­ein­an­der (= in den Schoß) und zehrt von sei­nem ei­ge­nen Fleisch: »Besser ist eine Hand voll Ruhe als beide Fäus­te voll Ar­beit und Ha­schen nach Wind.«

Ich habe auch noch ein an­de­res Bei­spiel eit­len Mü­hens unter der Sonne ge­sehen: Da ist einer, der ganz al­lein steht ohne Freu­nde und Ge­nos­sen; auch einen Sohn und Bru­der hat er nicht; gleich­wohl wird er nicht müde, sich zu pla­gen, und seine Augen sehen sich am Reich­tum nicht satt (er müss­te sich doch sagen): »Für wen mühe ich mich ab und ver­sage mir jeden Ge­nuss?« Auch das ist nich­tig und ein ver­fehl­tes Tun.

Besser sind zwei daran als ein Ein­zel­ner, weil ihnen ein guter Lohn für ihre Mühe zu­teil wird; 10 denn wenn sie fal­len, so hilft der eine dem an­dern wie­der auf. Wehe aber dem Ein­zel­nen! Wenn er hin­fällt, ist kein Zwei­ter da, um ihm wie­der auf­zu­hel­fen! 11 So auch, wenn zwei zu­sam­men schla­fen, so wär­men sie sich ge­gen­sei­tig; aber ein Ein­zel­ner, wie soll dem warm werden?

12 Und wäh­rend je­mand einen Ein­zel­nen über­wäl­ti­gen mag, so wer­den sie zu zweit vor ihm stand­hal­ten, und (gar) eine drei­fa­che Schnur wird nicht so bald zer­reißen.


»Die Bibel nach der Über­set­zung von Her­mann Menge. Die vor­lie­gen­de elek­tro­ni­sche Aus­ga­be gibt die letz­te von Menge be­ar­bei­te­te Text­fas­sung von 1939 in­klu­si­ve der Apo­kry­phen wieder.«
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